Kath. Pfarrkirche "St. Leonhard" Oberliezheim

 

 

Oberliezheim ist Sitz einer alten Pfarrei. Da 1270 ein Dekan in "Liedesheim" genannt wird, darf dies als ältester Hinweis auf die Pfarrei Oberliezheim und damit auf eine Pfarrkirche gewertet werden.

Baugeschichte:

Die baufällige Vorgängerkirche gab dem damaligen Ortspfarrer Josef Ignaz Wild den Entschluss, einen Neubau zu errichten. Die fehlenden finanziellen Mittel "erbettelte" er auf einer Reise durch die Bistümer Augsburg, Eichstätt, Freising und Regensburg sowie durch den Schwarzwald und in die Schweiz - mit Erfolg, so dass im Jahre 1779 die alte Kirche abgebrochen und die jetzige Pfarrkirche St. Leonhard errichtet werden konnte.

Unter Baumeister Johann Georg Hitzelberger entstand ein einschiffiger Bau mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor, dessen Stil in den Übergang vom ausklingenden Rokoko zum Klassizismus einzuordnen ist.

Die Weihe des neuen Gotteshauses St. Leonhard nahm Johann Nepomuk Ungelter Freiherr von Deisenhausen, Bischof von Celle und Weihbischof von Augsburg, gebürtig aus Höchstädt, am 15. September 1782 vor.
Im Laufe der Geschichte wurden verschiedenen Renovierungsarbeiten durchgeführt, zuletzt im Jahre 2012 eine Innenrestaurierung.

Das Deckenfresko des Chores bildet die Anbetung des Namens Jesu durch die vier damals bekannten Erdteile ab: Afrika (Mohr), Amerika (Indianer mit Federn im Haar), Asien (Frau mit Halbmond auf dem Diadem) und Europa (Kaiserin Maria Theresia) – darüber im Strahlenkranz das Monogramm Christi in griechischen Buchstaben.

 

Das Deckengemälde im Kirchenschiff zeigt die Verherrlichung des Kirchenpatrons, des hl. Leonhard: Der Heilige – dargestellt auf Wolken – wird vom Glauben, der den Unglauben bekämpft, begleitet und von der Gottesmutter und der Dreifaltigkeit empfangen. Auf die einzelnen Patronate des hl. Leonhard verweisen: ein Engel mit Ketten (Patron der Gefangenen), ein Frau mit Kind (Patron in Geburtsnöten) und Viehhirten (Patron des Viehs). In diesem Fresko ist auch der Erbauer der Kirche, Pfarrer Josef Ignaz Wild mit offenem Buch (Text: Esther VII/3) abgebildet. Das Fresko weist zudem die Signatur des Künstlers auf: Antonj Wintergerst invenit et pinx. 1780 (entworfen und gemalt 1780).

 

Der Hochaltar ist ebenfalls dem Kirchenpatron gewidmet. Das Wandfresko zeigt den hl. Leonhard unter einer Kuppel, die von vier Säulen getragen und mit Flammenvasen gekrönt wird. Der hl. Leonhard predigt, auf das Kreuz verweisend, zum Volk. In der Mitte der Kuppel sind oben Gottvater und der Hl. Geist in Gestalt der Taube, links und rechts der Säulen je ein Engel abgebildet.

Rechts und links des Tabernakels stehen die Eltern der Gottesmutter, der hl. Joachim und die hl. Anna, die dem 18. Jh. angehören.

 

Der linke Seitenaltar ist der Muttergottes gewidmet. Er ist auch der Altar der Bruderschaft Maria vom guten Rat. Das Altarbild bietet die Darstellung der Himmelskönigin als Fürbitterin bei Christus: Sie empfiehlt Oberliezheim mit seinen Fluren seinem besonderen Schutz. Untern recht ist eine Ansicht von Oberliezheim erkennbar, das mit einem Etter (Holzspaltenzaun) umgeben ist. Links sind Oberliezheimer Einwohner in ihrer Sonntagstracht dargestellt. Auf der Altarmensa steht eine gefasste Holzfigur des h. Augustinus (18. Jh.).

Der rechte Seitenaltar zeigt in der Mitte oben das Herz Jesu, den hl. Augustinus und den hl. Franz Xaver. Der Schriftzug „vivat Jesus“ („es lebe Jesus“) weist auf die Verehrung hin. Zu Füßen der hl. Franz Xaver, Missionar im fernen Osten, zwei Menschen, die er getauft hat, einen Afrikaner und einen Asiaten. Die Mutter des hl. Augustinus, die hl. Monika (18. Jh.), ziert die Mensa des rechten Seitenaltars, ebenso zwei Reliquienpyramiden aus dem 18. Jh.

Beide Seitenaltäre verweisen bereits auf den frühen Klassizismus: So sind die Bilder jeweils an einen kannelierten Säulenstumpf gelehnt. Zugleich deuten die brennenden Vasen und die Lorbeergirlande auf den Klassizismus hin.

 

 

Inhalt und Text wurde aus dem ausliegenden Kirchenführer entnommen.