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Der Oberliezheimer Rennweg

Der Oberliezheimer Rennweg ist der historische Grenzverlauf zwischen der Grafschaft Oettingen im Norden und dem bayerischen Fürstentum Pfalz-Neuburg im Süden. Für den Begriff "Rennweg" gibt es zwei mögliche Deutungen: Zum einen das althochdeutsche Wort "Rain", das soviel wie Grenze oder Waldrand bedeutet, zum anderen das mittelhochdeutsche Wort "Rennen" oder "Rinnen", was soviel wie "Fließen" bedeutet und auf die Wasserscheide hinweist, die der Verlauf dieser Grenze seit jeher auch war.

Grenze und magischer Ort

"...von Eglingen war es nicht allzu weit zu den "Drei Steinen", 2 km südlich von Amerdingen, jenseits der württembergisch-bayerischen Grenze, die den Anfang des Oberliezheimer Rennwegs markieren. Dieser Rennweg, am Rande der Ostalb, der sich auf der Waserscheide zwischen der Donauniederung und dem Kesseltal in ost-westlicher Richtung 15 km lang durch einsame Wälder hinzieht, wurde für mich zu einem Schlüsselerlebnis meiner früheren Rennwegwanderungen.

Der Oberliezheimer Rennweg, der einzige Rennweg übrigens, der durch ein Dorf oder eine Siedlung hindurchgeht, ist in seinem Verlauf streckenweise durch zentnerschwere Grenzsteine gekennzeichnet und hat sich auch sonst etwas Urtümliches bewahrt."

Auszug aus "Rennweg-Wanderungen auf der Ostalb und darüber hinaus" von Gottfried Odenwald, Jahrbuch 1991/92 des Heimat- und Altertumsverein Heidenheim an der Brenz e. V.

Warum ein magischer Ort?

Es gibt eine ganze Reihe von Sagen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Rennweg stehen. Der Weg und seine Umgebung beflügelten die Phantasie der Bewohner der umliegenden Ortschaften und inspirierte sie. So verwundert es nicht, dass hier so manche Sage entstand oder umgedichtet und weitererzählt wurde. Die Sage vom wilden Gjäg, vom wilden Reiter oder vom Hausierer, welche beide ihre Seele dem Teufel verschrieben, oder die Sage von der unheimlichen Geisterfuhre erinnern dabei an längst vergangene Zeiten und geben gleichzeitig einen Einblick in das Denken und Fühlen unserer Vorfahren.

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Der Rennweg heute

Auf diesem Foto ist das bayerische Wappen mit der Raute und der Buchstabe "P" für das Fürstentum Pfalz-Neuburg gut erkennbar. Bei einer Vielzahl der Grenzsteine sind diese Insignien bis heute gut sichtbar. Und noch heute folgen die Gemarkungsgrenzen der Gemeinden Amerdingen, Finningen, Bissingen, Lutzingen und Tapfheim dem Verlauf des Rennweges.

Mit seinen einst 30 großen Grenzsteinen, dem immer noch sichtbaren Verlauf über weite Strecken und dem markanten Punkt der Drei Steine nordwestlich von Oberliezheim ist der Rennweg heute noch ein bedeutendes kulturelles Zeugnis. Allein im Wald nördlich von Oberliezheim befinden sich 18 der damaligen Grenzsteine in teils gut sichtbarem Zustand.

Eine immer größere Rolle spielen die Wälder entlang des Rennweges und der Rennweg selbst für Nacherholung und Tourismus in unserer Region. Wanderer, Nordic Walker, Radfahrer, Reiter und bei geeigneten Schneeverhältnissen sogar Skilangläufer und Skifahrer am Lift in Oberliezheim finden hier Ruhe, Erholung und Freude.

Wir laden Sie herzlich ein, sich auf diese spannende Zeitreise einzulassen dem Verlauf des Rennweges im Rahmen eines Waldspaziergangs oder einer Wanderung nachzugehen.

Foto: Helmut Herreiner